Kreative Therapien

Kunst- und Musiktherapie

Kreative Therapien nennt man auch nonverbale Therapien. Sie erreichen uns auch ohne Worte, können ihre Wirkung auch ohne Worte entfalten. Sie machen das, was uns sprachlich (rational) schwer zu erreichen erscheint, zugänglicher und somit bearbeitbar.

Erlebnisse, Erinnerungen, Gedanken oder Emotionen sind nicht immer ohne Weiteres verbalisierbar, also aussprechbar. Um uns diesen Thematiken trotzdem zu nähern und diese für die Therapie nutzbar zu machen, können wir uns der nonverbalen Techniken bedienen. Das sind die Kunst- und die Musiktherapie.

Dabei kommt es nicht darauf an, dass man besonders gut malen oder musizieren kann. Ganz im Gegenteil. Musiker (also diejenigen, die ein Instrument erlernt haben und gut bedienen können) oder Künstler (als diejenigen, die schon gut malen können, weil sie des gelernt oder studiert haben) sind sogar eher ungeeignet für eine Kunsttherapie, da sie sich in einem professionellen, artifiziellen Rahmen bewegen und sogar eher Schwierigkeiten haben, sich unverbildet und spontan-emotional-künstlerisch mitzuteilen. Also je weniger Vorerfahrung Sie mitbringen, desto besser.

Musiktherapie

Zunächst unterscheide ich zwischen passiver und aktiver Musiktherapie. Auch wenn das nicht ganz richtig erscheint, so möchte ich diese Begrifflichkeiten zunächst der Einfachheit halber verwenden.

Passiv heißt, wir hören uns gemeinsam (z. B. in der Gruppe, aber auch im „Einzelsetting“) ein Musikstück in Ruhe und Entspanntheit an. Dann haben Sie die Gelegenheit, darüber zu reden, welche Gefühle dieses Musikstück bei Ihnen ausgelöst hat. Damit verlassen wir den Bereich der Nonverbalität, aber nur im Dienst der Erkenntnis. Dabei kann es auch zu starken Emotionsausdrücken, wie Weinen aber durchaus auch Lachen (Glücksgefühle) kommen.

Aktiv heißt hingegen, dass wir uns aktiv einem Instrument unserer Wahl widmen (auswählen) und diesem – je nach Stimmungszustand – Töne entlocken. Schon die Wahl des Instruments – und es werden einige zur Verfügung gestellt – kann eine bestimmte Dynamik auslösen. Dabei kommt es nicht darauf an, eine schöne Melodie zu erfinden (was aber auch nicht ausgeschlossen ist, es kann aber auch ganz „unmusikalisch“ klingen), sondern es ist vielmehr wichtig, dass es unser aktuelles oder wiedergefundenes (aktualisiertes) Gefühl widerspiegelt. Dies kann im Einzelsetting, aber auch in der Gruppe geschehen.

Schon die Klangfindung allein kann eine heilende und entlastende Wirkung entfalten. Wir können uns so in der Gruppe über unsere Gefühle „unterhalten“ und miteinander nonverbal kommunizieren. Selbstverständlich ist es auch möglich, am Ende der Sitzung gemeinsam darüber zu reden. Dies kann, muss aber nicht sein. Manchmal ist es gut, etwas einfach so stehen zu lassen. Ein anderes Mal kann es wichtig sein, nochmals darüber zu reden. Im Fokus stehen immer das Wohlbefinden und die Bedürfnisse des Ichs und des Selbst.

Es stehen zahlreiche Instrumente (Kontrabass, Gitarre, Kongas, Djemben, Blasinstrumente etc.) zur Verfügung. Wenn die nonverbalen Bereiche verlassen werden, und wir die Ergebnisse verbal reflektieren, gelten in der Gruppe die Gruppenregeln nach Ruth Cohn. Wir zeigen gegenseitigen Respekt und Wertschätzung für den anderen und uns selbst.

Kunsttherapie

Auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Varianten sind schier endlos und hängen von der Kreativität des Therapeuten und der Patienten ab.

Eine passive Kunsttherapie wäre analog zur passiven Musiktherapie, wenn wir uns gemeinsam Bilder ansehen und über die durch die Anschauung ausgelösten Emotionen sprechen. Das wäre dann eine Verbindung zur verbalen Psychotherapie.

Oder Sie malen ein Bild. Dazu wählen Sie analog zur Musiktherapie – in welcher Sie ein Instrument auswählen – Stifte, Pinsel, Farben, Papierformate etc. aus. Diese Auswahl bestimmt bereits, auf welchen emotionalen und therapeutischen Weg Sie sich bewegen wollen. Nun kann – auch als Aufgabe in einer Gruppentherapie – ein Thema vorgegeben werden, an welchem alle gemeinsam arbeiten. Später können die Ergebnisse gemeinsam – nach bestimmten Regeln – besprochen werden. Dabei wird besonderes Augenmerk auf Respekt, Wertschätzung und Einfühlungsvermögen gelegt. Wie auch in der Gruppentherapie bieten sich hier die Gruppenregeln nach Ruth Cohn an.

Die vielen Möglichkeiten, die sich bieten, können hier gar nicht aufgeführt werden. Die Vorgehensweise und Techniken werden jeweils auf die Gruppe und den Patienten abgestimmt.

Ich habe Kunsttherapie in Berlin studiert und in vielen Jahren in einer Psychosomatischen Klinik viele Möglichkeiten ausprobieren und entwickeln können.