Ablauf der Therapie

Was erwartet mich, wenn ich
eine Psychotherapie bei Ihnen mache?
Wie läuft so etwas ab?

1. Der erste Schritt

Den ersten Schritt haben Sie bereits getan, indem Sie diese Webseite aufgerufen haben und nun diesen Text lesen. Als nächstes lesen Sie bitte die Seiten, Indikation zur Psychotherapie, Fragen und Antworten, Risiken und Nebenwirkungen und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen / Therapievertrag Psychotherapeutische Praxis Andreas Taglinger, aufmerksam durch. Dann kennen Sie schon die wichtigsten Grundlagen einer Psychotherapie bei mir.

Wenn Sie sich dann entschieden haben einen Antrag auf Psychotherapie bei mir zu stellen. Füllen Sie bitte die Anmeldung zur Psychotherapie aus und schicken mir diesen zu. Aus Datenschutzgründen schicken Sie mir bitten den Fragebogen per Post zu. Dies ist auch als Einwurfeinschreiben möglich – jedoch bitte nicht per Übergabe-Einschreiben, da ich während der Therapiesitzungen keine Post in Empfang nehme, da dies die laufende Therapiestunde stören würde und ich aus Zeitgründen auch keine Einschreiben beim Hauptpostamt abholen werde.

Ich werde Ihnen dann zeitnah eine SMS schicken, in welcher ich Ihnen einen Termin für eine Probetherapiestunde, die in meiner Praxis am Benaryplatz 3 in Erfurt 99084 stattfindet, mitteile.

2. Die Probestunden
(Probatorische Sitzungen)

Die Probestunde gilt dem ersten Kennenlernen. Sie brauchen nichts weiter als sich selbst und Ihre Versichertenkarte mitzubringen. Sie können in dieser Probestunde weitere Fragen stellen und sich einen ersten persönlichen Eindruck von mir verschaffen. Wir werden Ihre Angaben im Fragebogen gemeinsam vertiefen und über Ihre Therapieziele und die Möglichkeiten diese Ziele mit Hilfe einer Psychotherapie zu erreichen reden.

Wenn wir beide das möchten, können wir maximal vier weitere Gesprächstermine vereinbaren, die antragsfrei von Ihrer (gesetzlichen) Kranken-Kasse (Privatversicherte klären dies bitte vorher mit Ihrer Privatkasse) bezahlt werden. In diesen Terminen können wir auch die Formalitäten (Therapievertrag, Antrag bei der Krankenkasse, Konsiliarberichte etc.) besprechen. Wir werden gemeinsam herausfinden, welches die beste Therapiemöglichkeit für Sie ist. Da es viele stationäre (Tagesklinik, Psychosomatische Rehabilitation, Therapeutische Klinik) und ambulante (Einzeltherapie, Gruppentherapie, Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Psychoanalyse etc.) Therapiemöglichkeiten gibt, sollten wir die, für Sie und Ihre Therapieziele, am Besten geeignete Behandlungsmöglichkeit finden. Es kann auch sein, dass ich Ihnen, zu diagnostischen Zwecken, Fragebögen mitgebe, die Sie dann bitte zu Hause ausfüllen. In den folgenden Probestunden können Sie bereits einen Eindruck davon gewinnen, wie eine übliche Therapiestunde abläuft.

3. Den Antrag auf eine
Kurzzeitpsychotherapie stellen

Haben wir gemeinsam entschieden eine Psychotherapie zu beantragen, stellen wir einen Antrag bei Ihrer Krankenkasse. Wir bekommen eine Kurzzeittherapie von 2 x zwölf Sitzungen (Kurzzeittherapie eins und zwei) mit geringen Formalitäten problemlos von Ihrer gesetzlichen Krankenkasse (bei Privatkassen ist dies unterschiedlich geregelt) genehmigt.

Wir warten ab, bis die Bestätigung der Kasse bei Ihnen und bei mir eingetroffen ist. Aus rechtlichen Gründen können wir keine weitere Therapiestunde ab Antragsdatum machen, bevor nicht die Kostenübernahme der Kasse für die reguläre Richtlinientherapie mit Genehmigungsdatum vorliegt. Das dauert ca. 10 Tage. Dann schicken Sie mir über das Patientenhandy eine SMS und ich geben Ihnen einen neuen Termin per SMS. Diese Nummer des Patientenhandys, ist Ihr „heißer Draht“ zu mir. Bitte rufen Sie die Nummer nicht an, da ich nicht während der Therapiestunde an das Telefon gehe und das Handy stumm geschaltet ist und sprechen Sie auch keine Nachricht auf, da ich diese aus Zeitgründen nicht abhören werde. Schicken Sie nur eine SMS, auf die ich dann auch zeitnah antworten werde. Diese Nummer ist nur für Patienten in Behandlung. Geben Sie diese Nummer nicht weiter.

4. Die Durchführung der Therapie

Idealerweise vereinbaren wir dann einen festen wöchentlichen Termin. Dieser Termin sollte für Sie – vorläufig, so lange die Therapie dauert – der wichtigste Termin in Ihrem Leben sein. Sie bekommen dann einen Terminplan von mir, mit allen vorläufigen Terminen, ausgedruckt. Selbstverständlich werden dabei Ihre und meine Ferientermine berücksichtigt und auch geplante Termine können laut Therapievertrag eine Woche vorher, ohne dass Ihnen Kosten entstehen, abgesagt werden.

In den Probestunden werde ich aktiver sein, Sie manches fragen und Ihnen auch die ein oder andere vorläufige Hilfestellung geben. Später, in der regulären und beantragten Therapie, werde ich mich deutlich zurückhaltender zeigen, weniger Fragen stellen und Ihnen mehr Raum zum freien Erzählen geben.

Jeder Mensch ist anders und Sie werden sich immer besser kennen, als ich oder jemand anderes, Sie jemals kennen lernen wird. Um die für Sie passenden psychotherapeutischen Interventionen zu finden, muss ich Sie erst besser kennen lernen. In den Therapiestunden erzählen Sie alles, was sie bewegt, was Ihnen gerade „durch den Kopf geht“, was Sie beschäftigt, ängstigt aber auch was sie freut oder glücklich macht. Je freier und ungehemmter desto besser. Je mehr Sie von sich erzählen und je persönlicher diese Erzählungen sind, desto besser lerne ich Sie kennen, und desto besser kann ich auf Ihre Anliegen durch Hinweise oder Anregungen eingehen.  D.h. die meiste Redezeit, nämlich 90 %, haben Sie. Sie haben die Gelegenheit sich diesen „Raum“ zu nehmen und sollten dies auch unbedingt tun.

Auch Schweigepausen gehören zur Therapie. Am Anfang erscheinen diese ungewohnt und manch einem sind sie sogar peinlich. Diese Pausen dienen jedoch dazu, sich auf seine Gedanken und Gefühle, und das, was Ihnen gerade „durch den Kopf“ geht zu konzentrieren und in Worte zu fassen. Wenn Sie sich nach einigen Stunden an diese Schweigepausen gewöhnt haben, werden Sie diese sogar zu schätzen wissen.

Jede Therapie muss auch an den Patienten angepasst werden. So ist eine 0815 Therapie, angewendet auf alle Patienten wenig hilfreich. Der Eine braucht mehr Hilfestellung, kann Schweigepausen weniger gut aushalten. Andere sind selbstbewusster, haben vielleicht schon Therapieerfahrung und können sich freier und ungezwungener entfalten. Auch auf die Symptome und die Störung kommt es an. Eine Zwangsstörung erfordert eine andere Behandlung als eine Depression. Ein junger Patient erfordert eine andere Behandlung als ein älterer Patient usw.

Da ich durch meine Ausbildung und Tätigkeit in einer Klinik mit tiefenpsychologischen und verhaltenstherapeutischen Methoden gut vertraut bin, wende ich auch beide Methoden, je nach Bedarf und Notwendigkeit, an.

Bei Zwangs- und Angststörungen kann es auch hilfreich sein sog. Tagebücher zu führen, über spezifische kognitive Prozesse zu informieren oder bestimmte ungünstige Verhaltensweisen (z.B. Vermeidungsverhalten) zu identifizieren und zu besprechen.

In der Regel jedoch, führe ich eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie durch, in der Sie keine Hausaufgaben bekommen und in der es Ihre Aufgabe ist, so ungefiltert wie möglich Ihre Gedanken auszusprechen (freie Assoziation). Wie bereits auf der Seite „Grundregeln“ beschrieben, sollten Sie Ihren Mitmenschen nicht mitteilen (auch nicht den Ihnen nahestehenden Menschen wie Partnerin/Partner oder Eltern), dass Sie eine Psychotherapie machen. Dies führt nämlich erfahrungsgemäß zu Verwirrung, da sich andere berufen fühlen könnten Ihre Therapieschilderungen zu kommentieren und Ihnen gute Ratschläge zu geben. Oder, Ihr Partner torpediert die Therapie aus Angst, Sie könnten auf „dumme“ (Trennungs-) Gedanken gebracht werden. Da Sie sich in einer Therapie weiterentwickeln sollten, möglicherweise autonomer und nicht mehr so „pflegeleicht“ werden, erweist sich eine Therapie für die Angehörigen und Partner oft mit zunehmender Dauer, als unangenehm und störend (Zitat: „So ein Quatsch, das hat Dir bestimmt der Psychotherapeut eingeredet“ oder „früher vor der Therapie warst Du viel netter, jetzt bist Du irgendwie unerträglich geworden“.)

Damit die Therapie erfolgreich wird, ist es wichtig, dass die Therapieziele möglichst klar formuliert sind (diese können sich auch während der Therapie ändern) und die Therapiestunden sich auch immer wieder auf „Ihr“ Thema konzentrieren (Fokus). Eine meiner Aufgaben in der Therapie ist es, darauf zu achten, dass die Ziele und der Fokus beibehalten werden. Zudem achte ich auch darauf, ob sich der Fokus und die Ziele nicht auch ändern sollten, weil neue, vorher unbewusste, unbeachtete oder aktuell neu aufgetretene Aspekte aufgetaucht sind.

5. Die Art und Weise der Durchführung,
die Interventionen

„Ratschläge sind auch Schläge“ heißt es so treffend. Daher wird Ihnen ein guter Therapeut keine Ratschläge geben, auch wenn viele Patenten dies gerne hätten. Was für sie richtig und wichtig ist, werden wir beide gemeinsam in der Therapie entwickeln – und zwar so, dass Sie durch die vielen Gedanken, die sich durch die Therapiestunden entwickeln und entfalten, im Idealfall wie von selbst, auf die für Sie persönlich zugeschnittenen und passenden Lösungen kommen.

Einige Beispiele für psychotherapeutische Interventionen (Auswahl) sind folgende:
– Ich achte auf die Einhaltung des „Settings“: Ich sorge für den therapeutischen Rahmen – Raum und Zeit.

– Ich verwende gesprächspsychotherapeutische Interventionen wie Paraphrasieren und Spiegeln von emotionalen Erlebnisinhalten und Wünschen.

Oder tiefenpsychologische Interventionen wie Klären oder Konfrontieren, sowie mit Hilfe von Deutungen ehemals sinnvolle, nun aber starre und unpassende Abwehrmechanismen oder Fixierungen bewusst werden lassen.

Oder verhaltenstherapeutische Interventionen wie: aufklären über körperliche Symptome z.B. bei Angst, identifizieren, umstrukturieren oder modifizieren von Gedanken oder Verhaltensmustern, sowie stabilisieren von neuen passenden Verhaltensweisen oder Kognitionen.

6. Wie geht es weiter?

Die 2 x zwölf Sitzungen Kurzzeittherapie dienen dazu, fokussierte Problemstellungen erfolgreich zu bewältigen. Wenn dies nicht gelingt, stellt sich die Frage nach einer Umwandlung in eine Langzeittherapie mit weiteren 36 Sitzungen. Dies werden wir dann gemeinsam besprechen und entscheiden.